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1994 bis heute – Die Entwicklung in den letzten 25 Jahren

Thomas Schmitz

Nach unserer herausragenden 400-jährigen Jubiläumsfeier im Jahr 1994 ging das Schützenleben auch in den letzten 25 Jahren seinen gewohnten Gang. Unser seit Jahrzehnten im gleichen Modus gefeiertes Schützen- und Volksfest haben wir weiterhin, bis auf Nuancen unverändert, als Höhepunkt des jeweiligen Schützenjahres gefeiert.

Das frühere Eröffnungsschießen feiern wir seit einigen Jahren gemeinsam mit befreundeten Schützenbruderschaften und Vereinen, aber auch unter Einbezug größerer Teile der Bevölkerung, in deutlich größerem Rahmen am ersten Maiwochenende als ''Maifest''. Das Schlussschießen läuft nach wie vor gemeinsam mit dem Stadtkönigschießen des Stadtverbandes auf unserer Anlage ab.

Selbstverständlich wird auch unser Patronatsfest zu Ehren des Hl. Sebastianus seit 1696 ununterbrochen weiterhin jedes Jahr im Januar gefeiert. Seit einigen Jahren feiern wir es nicht mehr über einen ganzen Sonntag hinweg, sondern wir starten am Freitagabend mit einem Dämmerschoppen, und setzen dann am Sonntagmorgen mit einer Hl. Messe und anschließendem gemeinsamen Frühstück sowie der Ehrung verdienter Schützenbrüder dem Fest die Krone auf. Auch der Besuch auswärtiger Schützenfeste zählt immer noch zum festen Bestandteil des Jahresablaufs.

Jedoch hat, wie die meisten Vereine, leider auch die Flittarder Schützenbruderschaft mit einem Rückgang der Mitgliederzahl zu kämpfen. Dabei kündigen die wenigsten Mitglieder ihre Mitgliedschaft zu Lebzeiten, getreu dem Motto: ''Einmal Schützenbruder, immer Schützenbruder!'' Vielmehr haben wir in den letzten beiden Jahrzehnten eine hohe Zahl – meist älterer Schützenbrüder durch Tod verloren, die durch die Übernahme von Jungschützen und durch ganz neu eingetretene Schützenbrüder nur unzureichend kompensiert werden konnte. Hier spiegelt sich die allgemeine gesellschaftliche Tendenz wider, wonach insbesondere die jüngere Generation zwar nach wie vor gerne feiert, aber nicht mehr in dem Maße, wie früher üblich, dazu beitragen möchte, dass überhaupt noch gefeiert werden kann. Ganz konkret heißt das: Es fehlt zunehmend an Engagement des Einzelnen in der Gesellschaft, und zwar an allen Ecken und Enden. Unter diesem traurigen Phänomen leiden ja beispielsweise auch die politischen Parteien. Nun kann man die mangelnde Bereitschaft, sich in der Politik zu engagieren, evtl. noch damit erklären, dass man es dort häufig mehr mit Kritik als mit Lob für die eigene Arbeit zu tun bekommt, was wiederum demotivierend wirkt. Außerdem ist der Lohn der Mühe - wenn überhaupt – dort oft erst Jahre später zu ernten.

Ganz anders sieht es da doch aus, wenn man sich in einem Verein engagiert, der gleich vor Ort, d. h. in der eigenen Heimatgemeinde tätig ist. Auf unsere Schützenbruderschaft bezogen, möchte ich an dieser Stelle einmal aufzeigen, was das Engagement unserer Schützenbrüder in den letzten beiden Jahrzehnten Positives für unseren Ort bewirkt hat, aber auch, welcher finanzielle Aufwand, neben dem persönlichen Einsatz, dahinter steckte.

Wer unseren Schützenplatz mit den darauf befindlichen Immobilien kennt, dürfte eine Vorstellung davon haben, was im Laufe eines Jahres alles an Arbeiten anfällt. Um die regelmäßige Säuberung des Schützenplatzes, das gelegentliche Streichen verblasster Wände oder auch immer wieder anfallende Ausbesserungsarbeiten kümmern sich das ganze Jahr über fleißige Hände. Zum Großreinemachen vor dem alljährlichen Schützenfest findet sich stets die halbe Bruderschaft mitsamt Anhang ein. Dann wird jeder einzelne Stuhl und jeder Tisch einer gründlichen Reinigung unterzogen, und der Platz wird richtig auf Vordermann gebracht.

Tiefe Unkenntnis herrscht in weiten Kreisen der Bevölkerung offenbar jedoch darüber, welcher finanzielle Aufwand mit der Unterhaltung dieses Areals, inklusive Hochstand, Schützenhalle, Flachbahn, usw. verbunden ist.

Wir haben uns die Zahlen für den Zeitraum von 1994 bis 2017 einmal genauer angeschaut. In den ersten 11 Jahren, also bis einschließlich 2004, haben wir uns in der Regel auf die ''normale'' Instandhaltung beschränkt. Man muss sich vor Augen halten, dass dabei durchschnittliche jährliche Kosten von ca. 11.000,- Euro angefallen sind. Wir reden hier wirklich nur über Instandhaltung, d.h Grundbesitzabgaben, Energiekosten, etc. sind darin gar nicht enthalten. Spätestens 2004 reifte dann die Erkenntnis in uns, dass es mit Instandhaltungen alleine zukünftig nicht mehr getan sein würde. Die Gebäude waren schließlich in die Jahre gekommen, und so hatten sich inzwischen mehrere Baustellen aufgetan, die unbedingt angegangen werden mussten. Kurz gesagt: Wir fassten den Entschluss, der nachfolgenden Generation einen Schützenplatz mitsamt Gebäuden in einem Top-Zustand übergeben zu wollen, d. h. ohne einen Sanierungsstau, der die geringer werdende Anzahl an Schützenbrüdern zukünftig vermutlich überfordern würde (s.o.).

Als erste notwendige Baumaßnahme wurde die Flachbahn identifiziert, bei der zum einen das Dach völlig marode war, und die zum anderen auch nicht über einen behindertengerechten Zugang verfügte. Außerdem entsprachen die Schießstände nicht mehr den damals bereits üblichen Standards. Der Abriss und Neubau der Flachbahn wurde von Herbst 2005 bis November 2006 nahezu komplett in Eigenleistung bewerkstelligt.

Um Zuschüsse seitens der Stadt Köln für die eigenen Arbeitsstunden zu erhalten, war es notwendig ein Baubuch zu führen. Dadurch konnten die geleisteten Arbeitsstunden pro Person exakt nachvollzogen werden. Der Rekordhalter (Ehrenbrudermeister Peter Schmitz kam auf sage und schreibe mehr als 1.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden!)

Nach zweijähriger Pause, in der wiederum ''nur'' der übliche Instandhaltungsaufwand anfiel, nahmen wir uns die Sanierung der WC-Anlage vor, was letztlich ebenfalls in einen Abriss und Neubau derselben mündete. Diese Arbeiten gingen von Sommer 2009 bis Februar 2010 vonstatten und wurden auch wieder größtenteils in Eigenleistung erbracht. Im Jahr 2011 war dann das sogenannte ''Magazin'' an der Reihe, welches einer Grundsanierung unterzogen wurde.

2014 musste eine neue Hebeanlage eingebaut werden, die das anfallende Regen- und Abwasser von dem tief gelegenen Schützenplatz hoch in den Kanal auf der Pützlachstraße pumpt. Außerdem wurde ein neuer Zaun zum Nachbargrundstück errichtet.

2015 folgte dann die Installation einer neuen Elektroanlage für die Schützenhalle, sowie der Einbau neuer Fenster und einer neuen Heizung im Speiseraum. Daneben begannen wir mit der Errichtung eines Kinderspielplatzes auf dem Kirmesplatz.

2016 wurden weitere Geräte für den Kinderspielplatz angeschafft und zwei neue Zugangstore für den Schützenplatz angefertigt und eingebaut.

2017 schließlich wurde in einer großangelegten Aktion das komplette Dach der Schützenhalle erneuert. Die jährlichen Instandhaltungskosten waren einfach nicht mehr tragbar, da bei jedem längeren Regen das Wasser an irgendeiner Stelle durch das Dach drang und in die Halle tropfte. Immer häufiger musste ein Dachdecker bestellt werden, um den Schaden zu beseitigen. Dank eines großzügigen Zuschusses des Sportamtes der Stadt Köln, sowie zahlreicher Spenden von Firmen und sehr vieler Privatpersonen, war dieses Großprojekt überhaupt erst von uns zu stemmen.

Dabei ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf und ließen in einem Aufwasch auch die Eternitdächer der Außentheke und des Durchganges zwischen Halle und WC-Anlage von Fachfirmen entsorgen. In einem nochmaligen Kraftakt an Eigenleistung wurden dann diese Dächer mit neuen Abdeckungen versehen, so dass heute alles in herrlich neuem Glanz erstrahlt.

Von 2005 bis 2017 wurde auf dem Gelände des Schützenplatzes fast eine halbe Million Euro investiert, um den zentralen Platz, den es in Flittard für größere Feierlichkeiten gibt, zukunftsfest zu machen.

Wer aufgepasst hat, wird feststellen, dass unser altehrwürdiger, denkmalgeschützter Hochstand aus dem Jahre 1909 gar nicht in der Liste der Investitionstätigkeiten auftaucht. Und das, obwohl dieser und das dort abgehaltene alljährliche Königsvogelschießen doch das Herzstück unserer Schützenbruderschaft ist. Die Tatsache, dass Flachbahn und Schützenhalle zu tlw. weit mehr als 50% von Nicht-Schützen für Feierlichkeiten o.ä. benutzt wird, zeigt, wie wichtig uns der Erhalt unseres Heimatdorfes Flittard als ein lebendiger Ort ist, an dem das gesellige Miteinander auch zukünftig möglich sein soll.

Man kann allen Beteiligten, den Spendern, aber vor allem auch den ehrenamtlich tätigen Schützenbrüdern gar nicht genug danken für all das, was in den letzten Jahren geleistet wurde.

Sie haben es für Flittard getan!

Ausblick:
Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Köln-Flittard hat in Ihrer Geschichte bis zum heutigen Tag eine bemerkenswerte Kontinuität aufzuweisen, was die Herkunft eines Großteils ihrer Mitglieder angeht.

In den vergangenen Jahrhunderten, als Flittard und Stammheim noch kleine Bauern- und Fischerdörfer waren, war nahezu jeder männliche Einwohner Mitglied der Schützenbruderschaft, und irgendwie waren fast alle miteinander verwandt.

Die Zugehörigkeit zur Schützenbruderschaft ist heutzutage zwar (leider) nur noch für einen geringen Teil der männlichen Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit. Ein sehr großer Teil derjenigen, die auch heute noch Mitglied unserer Bruderschaft sind, hat überraschenderweise jedoch Wurzeln, die bis in die Anfänge des Flittarder Schützenwesens zurückreichen. Am anschaulichsten lässt sich das an der Person des zweitältesten bekannten Flittarder/Stammheimer Schützenkönigs festmachen:
Everhard Rheindorf, oder wie er sich selbst auf seinem Königsschild nennt: Everd von Rindurb!

Dieser war im Jahr 1668 Schützenkönig von Flittard/Stammheim. Er starb am 15.12.1679, und sein Grabstein ist heute noch auf dem alten Friedhof hinter der Flittarder Pfarrkirche St. Hubertus zu sehen.

Wie sehr sich die Tradition des Schützenwesens innerhalb der Flittarder Familien – ob bewusst, oder unbewusst – bis heute erhalten hat, sieht man nicht nur daran, dass ein großer Teil unserer heutigen Schützenbrüder sich auf Everhard Rheindorf als Ur-Ahn berufen darf. Faszinierend ist vielmehr, dass der gesamte geschäftsführende Vorstand, also 1. und 2. Brudermeister, Kassierer und Schriftführer (Christoph Schmitz, Bruno Odenthal, Marco Berendt, Frank Milles), direkte Nachfahren dieses zweitältesten Schützenkönigs unserer Bruderschaft sind.

Selbstverständlich hat es, damals wie heute, regelmäßige ''Blutauffrischungen'' durch den Eintritt neuer Mitglieder gegeben, die ursprünglich nicht aus Flittard stammten. Frisches Blut benötigt nicht nur jeder Organismus, um am Leben zu bleiben oder sich weiterzuentwickeln. Auch Vereine sind auf neue Ideen und Denkanstöße angewiesen, die oftmals von außen kommen.

Wenn man sich den Nachwuchs der Schützenbruderschaft ansieht, darf man sehr optimistisch sein, dass das Schützenwesen in Flittard mit dem 425-jährigen Jubiläum noch lange kein Ende gefunden haben wird. Sowohl ein Großteil unserer Schützenbrüder, die jünger als 30 Jahre sind, als auch ein Großteil unserer Jungschützen sind direkte Nachfahren, in der mittlerweile 10. oder 11. Generation, unseres zweitältestens Schützenkönigs, Everhard Rheindorf. Sie werden sicherlich nicht die letzten sein, die eine uralte Tradition von Familie zu Familie weitergeben. Andererseits haben wir auch genügend jüngere Schützenbrüder und Jungschützen, die, sozusagen ohne familiär vorbelastet zu sein, dafür sorgen werden, dass die Schützenbruderschaft nicht als in Tradition erstarrte Gemeinschaft ohne Kontakt zur Außenwelt vor sich hin vegetiert. Wir dürfen sehr zuversichtlich sein, dass eine Kombination aus Tradition und Moderne, verbunden mit Gottes Segen, unsere Schützenbruderschaft in eine weiterhin blühende Zukunft führen wird.