Nach unserer herausragenden 400-jährigen Jubiläumsfeier im Jahr 1994
ging das Schützenleben auch in den letzten 25 Jahren seinen gewohnten
Gang. Unser seit Jahrzehnten im gleichen Modus gefeiertes Schützen-
und Volksfest haben wir weiterhin, bis auf Nuancen unverändert, als
Höhepunkt des jeweiligen Schützenjahres gefeiert.
Das frühere Eröffnungsschießen feiern wir seit einigen Jahren
gemeinsam mit befreundeten Schützenbruderschaften und Vereinen, aber
auch unter Einbezug größerer Teile der Bevölkerung, in deutlich
größerem Rahmen am ersten Maiwochenende als ''Maifest''. Das
Schlussschießen läuft nach wie vor gemeinsam mit dem
Stadtkönigschießen des Stadtverbandes auf unserer Anlage ab.
Selbstverständlich wird auch unser Patronatsfest zu Ehren des
Hl. Sebastianus seit 1696 ununterbrochen weiterhin jedes Jahr im
Januar gefeiert. Seit einigen Jahren feiern wir es nicht mehr über
einen ganzen Sonntag hinweg, sondern wir starten am Freitagabend mit
einem Dämmerschoppen, und setzen dann am Sonntagmorgen mit einer
Hl. Messe und anschließendem gemeinsamen Frühstück sowie der Ehrung
verdienter Schützenbrüder dem Fest die Krone auf. Auch der Besuch
auswärtiger Schützenfeste zählt immer noch zum festen Bestandteil des
Jahresablaufs.
Jedoch hat, wie die meisten Vereine, leider auch die Flittarder
Schützenbruderschaft mit einem Rückgang der Mitgliederzahl zu
kämpfen. Dabei kündigen die wenigsten Mitglieder ihre Mitgliedschaft
zu Lebzeiten, getreu dem Motto: ''Einmal Schützenbruder, immer
Schützenbruder!'' Vielmehr haben wir in den letzten beiden Jahrzehnten
eine hohe Zahl – meist älterer Schützenbrüder durch Tod verloren, die
durch die Übernahme von Jungschützen und durch ganz neu eingetretene
Schützenbrüder nur unzureichend kompensiert werden konnte. Hier
spiegelt sich die allgemeine gesellschaftliche Tendenz wider, wonach
insbesondere die jüngere Generation zwar nach wie vor gerne feiert,
aber nicht mehr in dem Maße, wie früher üblich, dazu beitragen möchte,
dass überhaupt noch gefeiert werden kann. Ganz konkret heißt das: Es
fehlt zunehmend an Engagement des Einzelnen in der Gesellschaft, und
zwar an allen Ecken und Enden. Unter diesem traurigen Phänomen leiden
ja beispielsweise auch die politischen Parteien. Nun kann man die
mangelnde Bereitschaft, sich in der Politik zu engagieren, evtl. noch
damit erklären, dass man es dort häufig mehr mit Kritik als mit Lob
für die eigene Arbeit zu tun bekommt, was wiederum demotivierend
wirkt. Außerdem ist der Lohn der Mühe - wenn überhaupt – dort oft erst
Jahre später zu ernten.
Ganz anders sieht es da doch aus, wenn man sich in einem Verein
engagiert, der gleich vor Ort, d. h. in der eigenen Heimatgemeinde
tätig ist. Auf unsere Schützenbruderschaft bezogen, möchte ich an
dieser Stelle einmal aufzeigen, was das Engagement unserer
Schützenbrüder in den letzten beiden Jahrzehnten Positives für unseren
Ort bewirkt hat, aber auch, welcher finanzielle Aufwand, neben dem
persönlichen Einsatz, dahinter steckte.
Wer unseren Schützenplatz mit den darauf befindlichen Immobilien
kennt, dürfte eine Vorstellung davon haben, was im Laufe eines Jahres
alles an Arbeiten anfällt. Um die regelmäßige Säuberung des
Schützenplatzes, das gelegentliche Streichen verblasster Wände oder
auch immer wieder anfallende Ausbesserungsarbeiten kümmern sich das
ganze Jahr über fleißige Hände. Zum Großreinemachen vor dem
alljährlichen Schützenfest findet sich stets die halbe Bruderschaft
mitsamt Anhang ein. Dann wird jeder einzelne Stuhl und jeder Tisch
einer gründlichen Reinigung unterzogen, und der Platz wird richtig auf
Vordermann gebracht.
Tiefe Unkenntnis herrscht in weiten Kreisen der Bevölkerung offenbar
jedoch darüber, welcher finanzielle Aufwand mit der Unterhaltung
dieses Areals, inklusive Hochstand, Schützenhalle, Flachbahn,
usw. verbunden ist.
Wir haben uns die Zahlen für den Zeitraum von 1994 bis 2017 einmal
genauer angeschaut. In den ersten 11 Jahren, also bis einschließlich
2004, haben wir uns in der Regel auf die ''normale'' Instandhaltung
beschränkt. Man muss sich vor Augen halten, dass dabei
durchschnittliche jährliche Kosten von ca. 11.000,- Euro angefallen
sind. Wir reden hier wirklich nur über Instandhaltung, d.h
Grundbesitzabgaben, Energiekosten, etc. sind darin gar nicht
enthalten. Spätestens 2004 reifte dann die Erkenntnis in uns, dass es
mit Instandhaltungen alleine zukünftig nicht mehr getan sein
würde. Die Gebäude waren schließlich in die Jahre gekommen, und so
hatten sich inzwischen mehrere Baustellen aufgetan, die unbedingt
angegangen werden mussten. Kurz gesagt: Wir fassten den Entschluss,
der nachfolgenden Generation einen Schützenplatz mitsamt Gebäuden in
einem Top-Zustand übergeben zu wollen, d. h. ohne einen
Sanierungsstau, der die geringer werdende Anzahl an Schützenbrüdern
zukünftig vermutlich überfordern würde (s.o.).
Als erste notwendige Baumaßnahme wurde die Flachbahn identifiziert,
bei der zum einen das Dach völlig marode war, und die zum anderen auch
nicht über einen behindertengerechten Zugang verfügte. Außerdem
entsprachen die Schießstände nicht mehr den damals bereits üblichen
Standards. Der Abriss und Neubau der Flachbahn wurde von Herbst 2005
bis November 2006 nahezu komplett in Eigenleistung bewerkstelligt.
Um Zuschüsse seitens der Stadt Köln für die eigenen Arbeitsstunden zu
erhalten, war es notwendig ein Baubuch zu führen. Dadurch konnten die
geleisteten Arbeitsstunden pro Person exakt nachvollzogen werden. Der
Rekordhalter (Ehrenbrudermeister Peter Schmitz kam auf sage und
schreibe mehr als 1.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden!)
Nach zweijähriger Pause, in der wiederum ''nur'' der übliche
Instandhaltungsaufwand anfiel, nahmen wir uns die Sanierung der
WC-Anlage vor, was letztlich ebenfalls in einen Abriss und Neubau
derselben mündete. Diese Arbeiten gingen von Sommer 2009 bis Februar
2010 vonstatten und wurden auch wieder größtenteils in Eigenleistung
erbracht. Im Jahr 2011 war dann das sogenannte ''Magazin'' an der
Reihe, welches einer Grundsanierung unterzogen wurde.
2014 musste eine neue Hebeanlage eingebaut werden, die das anfallende
Regen- und Abwasser von dem tief gelegenen Schützenplatz hoch in den
Kanal auf der Pützlachstraße pumpt. Außerdem wurde ein neuer Zaun zum
Nachbargrundstück errichtet.
2015 folgte dann die Installation einer neuen Elektroanlage für die
Schützenhalle, sowie der Einbau neuer Fenster und einer neuen Heizung
im Speiseraum. Daneben begannen wir mit der Errichtung eines
Kinderspielplatzes auf dem Kirmesplatz.
2016 wurden weitere Geräte für den Kinderspielplatz angeschafft und
zwei neue Zugangstore für den Schützenplatz angefertigt und
eingebaut.
2017 schließlich wurde in einer großangelegten Aktion das komplette
Dach der Schützenhalle erneuert. Die jährlichen Instandhaltungskosten
waren einfach nicht mehr tragbar, da bei jedem längeren Regen das
Wasser an irgendeiner Stelle durch das Dach drang und in die Halle
tropfte. Immer häufiger musste ein Dachdecker bestellt werden, um den
Schaden zu beseitigen. Dank eines großzügigen Zuschusses des
Sportamtes der Stadt Köln, sowie zahlreicher Spenden von Firmen und
sehr vieler Privatpersonen, war dieses Großprojekt überhaupt erst von
uns zu stemmen.
Dabei ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf und ließen in einem
Aufwasch auch die Eternitdächer der Außentheke und des Durchganges
zwischen Halle und WC-Anlage von Fachfirmen entsorgen. In einem
nochmaligen Kraftakt an Eigenleistung wurden dann diese Dächer mit
neuen Abdeckungen versehen, so dass heute alles in herrlich neuem
Glanz erstrahlt.
Von 2005 bis 2017 wurde auf dem Gelände des Schützenplatzes fast eine
halbe Million Euro investiert, um den zentralen Platz, den es in
Flittard für größere Feierlichkeiten gibt, zukunftsfest zu machen.
Wer aufgepasst hat, wird feststellen, dass unser altehrwürdiger,
denkmalgeschützter Hochstand aus dem Jahre 1909 gar nicht in der Liste
der Investitionstätigkeiten auftaucht. Und das, obwohl dieser und das
dort abgehaltene alljährliche Königsvogelschießen doch das Herzstück
unserer Schützenbruderschaft ist. Die Tatsache, dass Flachbahn und
Schützenhalle zu tlw. weit mehr als 50% von Nicht-Schützen für
Feierlichkeiten o.ä. benutzt wird, zeigt, wie wichtig uns der Erhalt
unseres Heimatdorfes Flittard als ein lebendiger Ort ist, an dem das
gesellige Miteinander auch zukünftig möglich sein soll.
Man kann allen Beteiligten, den Spendern, aber vor allem auch den
ehrenamtlich tätigen Schützenbrüdern gar nicht genug danken für all
das, was in den letzten Jahren geleistet wurde.
Sie haben es für Flittard getan!
Ausblick:
Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Köln-Flittard hat in Ihrer Geschichte bis zum
heutigen Tag eine bemerkenswerte Kontinuität aufzuweisen, was die Herkunft eines Großteils ihrer
Mitglieder angeht.
In den vergangenen Jahrhunderten, als Flittard und Stammheim noch
kleine Bauern- und Fischerdörfer waren, war nahezu jeder männliche
Einwohner Mitglied der Schützenbruderschaft, und irgendwie waren fast
alle miteinander verwandt.
Die Zugehörigkeit zur Schützenbruderschaft ist heutzutage zwar
(leider) nur noch für einen geringen Teil der männlichen Bevölkerung
eine Selbstverständlichkeit. Ein sehr großer Teil derjenigen, die auch
heute noch Mitglied unserer Bruderschaft sind, hat überraschenderweise
jedoch Wurzeln, die bis in die Anfänge des Flittarder Schützenwesens
zurückreichen. Am anschaulichsten lässt sich das an der Person des
zweitältesten bekannten Flittarder/Stammheimer Schützenkönigs
festmachen:
Everhard Rheindorf, oder wie er sich selbst auf seinem
Königsschild nennt: Everd von Rindurb!
Dieser war im Jahr 1668 Schützenkönig von Flittard/Stammheim. Er starb
am 15.12.1679, und sein Grabstein ist heute noch auf dem alten
Friedhof hinter der Flittarder Pfarrkirche St. Hubertus zu sehen.
Wie sehr sich die Tradition des Schützenwesens innerhalb der
Flittarder Familien – ob bewusst, oder unbewusst – bis heute erhalten
hat, sieht man nicht nur daran, dass ein großer Teil unserer heutigen
Schützenbrüder sich auf Everhard Rheindorf als Ur-Ahn berufen
darf. Faszinierend ist vielmehr, dass der gesamte geschäftsführende
Vorstand, also 1. und 2. Brudermeister, Kassierer und Schriftführer
(Christoph Schmitz, Bruno Odenthal, Marco Berendt, Frank Milles),
direkte Nachfahren dieses zweitältesten Schützenkönigs unserer
Bruderschaft sind.
Selbstverständlich hat es, damals wie heute, regelmäßige
''Blutauffrischungen'' durch den Eintritt neuer Mitglieder gegeben, die
ursprünglich nicht aus Flittard stammten. Frisches Blut benötigt nicht
nur jeder Organismus, um am Leben zu bleiben oder sich
weiterzuentwickeln. Auch Vereine sind auf neue Ideen und Denkanstöße
angewiesen, die oftmals von außen kommen.
Wenn man sich den Nachwuchs der Schützenbruderschaft ansieht, darf man sehr optimistisch sein, dass das Schützenwesen in Flittard mit dem 425-jährigen Jubiläum noch lange kein Ende gefunden haben wird. Sowohl ein Großteil unserer Schützenbrüder, die jünger als 30 Jahre sind, als auch ein Großteil unserer Jungschützen sind direkte Nachfahren, in der mittlerweile 10. oder 11. Generation, unseres zweitältestens Schützenkönigs, Everhard Rheindorf. Sie werden sicherlich nicht die letzten sein, die eine uralte Tradition von Familie zu Familie weitergeben. Andererseits haben wir auch genügend jüngere Schützenbrüder und Jungschützen, die, sozusagen ohne familiär vorbelastet zu sein, dafür sorgen werden, dass die Schützenbruderschaft nicht als in Tradition erstarrte Gemeinschaft ohne Kontakt zur Außenwelt vor sich hin vegetiert. Wir dürfen sehr zuversichtlich sein, dass eine Kombination aus Tradition und Moderne, verbunden mit Gottes Segen, unsere Schützenbruderschaft in eine weiterhin blühende Zukunft führen wird.