Es folgt die Aufzählung der Schützenkönige (mit genauem
Datum des Vogelschusses) bis 1839.
Es ist nicht geklärt, von welchem alten Buch Pfarrer
Herckenrath spricht,
was es sonst noch enthält, wo es abgeblieben ist, usw.
Allerdings müssen wir nun davon ausgehen, daß bis zum Jahre
1696 in Flittard -Stammheim eine
Schützen-Gesellschaft bestanden hat, welche sich erst mit obigem
Datum in eine Schützen-Verbrüderung (oder -Bruderschaft)
umbenannte.
Daß die Schützen-Gesellschaft die unmittelbare Vorläuferin der
-Bruderschaft gewesen sein muß, geht ebenfalls aus den
Aufzeichnungen Herckenraths hervor. Er erwähnt, daß im Jahre 1698 dem
neuen Schützenkönig Johannes Rheindorf
der Vogel mit 18 Schildern und 11 Pfennigen übergeben wurde. Diese
Schilder (und Pfennige), darunter das älteste von 1666, sind bis
heute erhalten geblieben und also ohne Schwierigkeiten von der
Bruderschaft übernommen bzw. akzeptiert worden. Daß es sich
bei den Mitgliedern der vorherigen Schützen-Gesellschaft und
der nachmaligen -Bruderschaft ohnehin wohl um die gleichen
Personen gehandelt hat, kann man am besten an
der Person des Heinrich Odenthal nachweisen.
Dieser war nämlich sowohl Schützenkönig der Schützengesellschaft
(1689/90), als auch der Bruderschaft (1699/1700).
Über das Patronatsfest wurde im Jahre 1698 folgender Beschluß gefaßt:
''Die Schützenbrüder haben für gut befunden, daß sie das
Fest des hl. Märtyrers Sebastianus hinfüro hochfeierlich halten
wollen in beiden Nachbarschaften Flittard und
Stammheim, damit Gott der Allmächtige durch die
Fürbitte des hl. Märtyrers Sebastianus die Pest von uns gnädig
wolle abwenden und vor allem Unglück bewahren wolle. Deshalb
sollen alle Brüder und Schwestern auf den Tag in
Flittard dem hohen Amt der hl. Messe beiwohnen
und um den Altar gehen4.4, daß der zeitige Pastor für
seine Mühewaltung etwas bekomme.''
Dieses Gelöbnis ist bis in die heutige Zeit gehalten worden, wenn
auch den veränderten Verhältnissen entsprechend seit der
Jahrhundertwende hierfür der Sonntag vor bzw. nach dem 20.
Januar bestimmt wurde.
Im Jahre 1700 schoß der Schützenbruder Peter Knott
den Vogel ab. Während seiner Amtszeit als Schützenkönig verstarb er
jedoch, so daß im Jahr darauf seine Witwe den Vogel aufsetzte und
somit auch das Fest ausrichtete. Leider liegt aus dem Königsjahr des
Peter Knott kein Schild vor, was vielleicht damit
zu erklären ist, daß der Witwe Knott das Geld dazu fehlte!
1708 wurde während des Schützenfestes festgelegt, daß das
''Schützenspiel auch auf Maria Geburts-Tag die hl. Messe
spielen solle. Die Spielleute sollen für Lohn haben einen halben
Reichsthaler, zwei Maaß Bier, und zwei Weck.''
Ein Beschluß aus dem Jahre 1710 besagt, daß ''der König hinfüro
den Brüdermeistern die Probe vom Bier geben muß, und wenn diese
befinden, daß es nicht gut sei, sollen sie es den Brüdern der
Wahrheit gemäß sagen und für guten Trunk sorgen.''
Seit dem Jahre 1713 mußte der König von den Jungfrauen den Ehrenkranz entgegennehmen. Dieser bestand aus einer Blumenkrone, die jeweils von den Mädchen beschafft und dem König geschenkt wurde. Im gleichen Jahr wurde beschlossen, daß ''derjenige, welcher Streit anfängt, 1/2 Ohm (= ca. 75 Liter) Bier zur Straf geben muß oder zwei Reichsthaler zahlen und wenn er nicht gehorcht, solle er durch Ihre Kurfürstliche Obrigkeit abgestraft werden''. Bei diesem Schützenfest muß es ganz ordentlich gekracht haben, denn auch Herckenrath schreibt, es sei ''wegen Streit ausgemacht worden, daß keine auswendige Anteil an dieser Freude haben sollen.''
Vielleicht gab es Streit, weil mit Heinrich Theilen
(Thielen) ein Mülheimer
Bürger den Vogel abgeschossen hatte. Gleiches hatten vor ihm
zwar auch schon Theodor Clef (1666) und
Heinrich Wolff (1687/88) geschafft, doch
waren diese beiden immerhin in Stammheim
geboren.
Offenbar kühlten sich die erhitzten Gemüter bis zum folgenden
Jahr wieder ab, wurde doch der ebenfalls aus
Mülheim stammende Sohn des Heinrich
Theilen Nachfolger seines Vaters als
Schützenkönig von Flittard .
Im Jahre 1730 schoß der damalige Schützenkönig Johannes
Fischer nach Rundschießen den
Königsvogel wieder herunter. Deshalb wurde der Beschluß
gefaßt, daß der König als erster einen Ehrenschuß abgibt und
dann nicht mehr schießen darf. Pikanterweise handelte es sich
bei Johannes Fischer wieder um einen
Auswärtigen. Er war Brauer in Köln.
Zum Schützenkönig von 1753-55, Markus Hansen, ist zu erwähnen, daß dieser im Jahre 1747 bereits
Schützenkönig bei der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft
Mülheim
geworden war.
Im April 1772 starb mit Christian Merkenich wieder ein amtierender Schützenkönig. Vermutlich setzte im Jahr darauf sein Sohn Markus den Vogel auf.
Markus Merkenich selbst errang 1766
übrigens zum ersten Mal (insgesamt dreimal) die Königswürde.
Damals war er erst 15 Jahre alt. Er gilt deshalb als der jüngste
König, den die Bruderschaft je hatte.
Aus dem Jahre 1776 liegt uns ein sehr interessanter Königsschild vor. Die Inschrift auf diesem Schild lautet:
Josef August Kropff
Kammer Diener von Ihro Exullentz
Herr Nuncius Capprara
In der Hoffnung, zumindest etwas über den Nuntius zu erfahren,
wandten wir uns an das historische Archiv des Erzbistums
Köln. Von dort erhielten wir folgende Auskunft:
''Johannes Baptista
(Giambattista)
Caprara stammte aus
Bologna und ist am 29.5.1733 geboren. Am
23.9.1755 promovierte er in Rom zum Dr. iuris
utriusque und war im Jahre 1758 als Vizelegat in
Ravenna tätig. Priesterweihe am 22.12.1765. Am
1.12.1766 wurde Caprara zum Titularerzbischof von
Ikonium in Lykaonien ernannt und
empfing von Papst Clemens XIII. am
8.12.1766 in Rom die Bischofsweihe. Am 18.12.1766
erfolgte die Ernennung zum Apostolischen Nuntius in
Köln, wo Erzbischof Caprara vom
April 1767 bis 1775 tätig war. Es folgte dann am 6.9.1775 die
Ernennung zum Nuntius in Luzern (bis 1785). Von
1785 bis 1793 war Erzbischof Caprara Nuntius am
Kaiserhof in Wien. Am 18.6.1792 war
Caprara zum Kardinal kreiert worden und wurde am
24.8.1801 zur Vollziehung des Konkordates als Kardinallegat nach
Paris gesandt. Bei der Krönung
Napoleons zum König von
Italien am 28.5.1805 in Mailand
nahm Kardinal Caprara die kirchliche Weihehandlung vor. Kardinal
Caprara starb am 21.6.1810 in Paris
und ruht dort im Pantheon.''
Schließlich konnten wir auch Einzelheiten zur Person von Joseph
August Kropff in Erfahrung
bringen4.5.
Er wurde am 16.1.1751 in Bigge (im kurkölnischen
Sauerland) als Sohn des Bergmeisters Johann
Philipp Kropff und der Maria
Bernhardine Biscoping(?)
getauft. Seine Eltern waren hochangesehene Leute, stammten aus
ersten Familien. Johann Philipp Kropff gab dem sauerländischen Erzbergbau wesentliche
Impulse.
Beim Fest 1782, so notiert Pfarrer
Herckenrath,
ist der Beschluß aus dem Jahre 1713 bekräftigt worden, nämlich
''daß der
Streitsüchtige 1/2 Ohm Bier oder 2 Thaler Straf geben solle - oder
durch churfürstliche Durchlaucht abgestraft werden solle.''
Durch ein Ereignis im Jahre 1785 mußten Minderbemittelte noch
zwei weitere Bürgen stellen. Es war den Schützenbrüdern
bekannt geworden, daß der amtierende Schützenkönig
Anton Fischer infolge
Geldschwierigkeiten das Silber in Pfand gegeben hatte. Um wieder
in den Besitz des kostbaren Silberschatzes zu gelangen, wurde dem
König mitgeteilt, daß das Sebastianusfest im Jahre 1786 in feierlicher
Weise gehalten werden sollte, und daß er an diesem Tage den
Silbervogel mit den Schildern zu tragen habe. Das Silber wurde dem
König für dieses Fest zurückgegeben. Beim Opfergang streiften
beherzte Schützenbrüder dem König hinter dem Altar die Kette über den
Kopf und riefen: ''Hier Brüder, hier ist der Vogel,'' und übergaben
ihn den Brudermeistern.
In der Kapelle zu Stammheim war früher nur an
den Muttergottes-Festen Gottesdienst. Um den Schützenbrüdern
von Stammheim entgegenzukommen, wurde am 5.
August 1788 der Beschluß gefaßt, daß das Traueramt für die
verstorbenen Brüder und Schwestern am ersten Samstag nach dem
Fest des hl. Sebastianus zu Stammheim gehalten
werden solle. Dies ist bis zur Trennung 1891 so geblieben. Seit
dieser Zeit ist in Flittard alljährlich das Amt
gewesen, wie auch an jedem Schützenfest-Montag eine hl.Messe
für die lebenden und verstorbenen Schützenbrüder gefeiert
wird. Durch folgenden Vorfall im 18. Jahrhundert sind auch die
Oberstammheimer, welche zur Mülheimer Pfarre St.
Klemens gehörten, als Schützenbrüder
aufgenommen worden. Der derzeitige Schützenkönig von
Stammheim verzog während des Jahres nach
Oberstammheim4.6. Durch diese Gelegenheit ist der Beschluß gefaßt
worden, weiterhin auch die
Oberstammheimer
als Schützenbrüder aufzunehmen. Wie bereits erwähnt, durften
früher zeitweise auch Fremde auf den Vogel schießen. Sie
mußten aber, falls sie König wurden, den Vogel in einem der
beiden Dörfer aufsetzen.
Ein Protokollbuch, beginnend mit dem Jahre 1830, befindet sich
noch im Besitze der Bruderschaft. Außerdem liegen noch
Aufzeichnungen von Pfarrer Herckenrath über sämtliche neu aufgenommenen
Schützenbrüder von 1801 bis 1841 vor, so daß wir die
Neuaufnahmen von 1801 bis 1885 lückenlos verfügbar haben. Wie
zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, ist nicht
bekannt, aus welchem Buch
Herckenrath abgeschrieben
hat, jedoch steht zu vermuten, daß es sich um das ursprüngliche
Protokollbuch handelt, dessen Verbleib ungeklärt ist.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sind die Ausrüstungsgegenstände, die der König zur Durchführung des Festes benötigte, wohl arg dezimiert worden. Vermutlich konnten die Franzosen einiges gebrauchen. So ist es zu erklären, daß 1801 unter den Ruthen4.7 verabredet worden ist,
''daß derjenige, welcher den Vogel aufsetzt einen neuen
Tisch soll geben, bis es im ganzen 12 sind.''
''Auch ist vereinbart worden, daß da, wo der Vogel
aufgesetzt wird, auch der Kirchendienst gehalten werden
soll.''
Beim Schützenfest 1818 schrieb sich Theodor Freiherr von
Fürstenberg in die
Schützenbruderschaft ein. Außerdem wurde beschlossen, daß die
Einschreibungsgebühren zur Hälfte an den zeitlichen Herrn
Pastor, die andere Hälfte und das Einkommen unter der Ruthe an
den König gehen oder für Fahnen und Scheiben4.8 verwendet werden solle.
Im Jahre 1819 wurden ''bei der Feierlichkeit des hohen Amtes
durch das Schießen der Junggesellen die Fenster beschädigt und
von der Verbrüderung mit einem Reichsthaler und 36 Stübern
wieder hergestellt.''
Am 21.1.1821 wurde zwischen Pastor, Kirchenrat und dem
damaligen Schützenkönig Urban Paffrath beschlossen, daß der
Vogel ,,ein für alle mal`` in der Kirchenkiste aufbewahrt werden soll.
Sollte der Vogel gebraucht werden, wird er von den Kirchenvorstehern
abgeholt und nach der Festlichkeit wieder zurückgebracht. Am 23.
Januar wurde der Vogel, an welchem sich 86 Schilder und 11 Pfennige
befanden, im Beisein des Kirchenrats-Präsidenten Michael Miltz, ferner
des Engelbert Marcus und des Peter Burrekott, der Kirchenkiste im
Pfarrhaus zu Flittard übergeben.
Der Grund, warum der Silbervogel nun nicht mehr wie bisher
dem Schützenkönig, sondern der Kirchenkiste anvertraut wurde,
wird verständlich nach folgender Geschichte, die uns von Karl Hagen
(+ 1944) überliefert wurde:
Früher nannte man den Raum zwischen Gisbert-, Haupt-, und Hofstraße
nach dem Rhein zu die Bielehött. (Die Bewohner die Biele). Als die Soldaten
in den Befreiungskriegen 1813-14 alles raubten, hatten die Biele den
Silberschmuck mit Vogel einem Juden verkauft. Schützenfest wurde der
Schmuck geliehen und nie wiedergegeben. In einem Pütz4.9wurde derselbe eingemauert. Kein Schützenbruder wußte wo der Schmuck
geblieben war. Da erschien 1818 zu Schützenfest der damalige Schützenkönig
P. Paffrath4.10(Bieleschohmächer) in der Kirche und hatte den gesamten
Schmuck mit Vogel umhängen. Haus und Pütz stehen heute noch, und gehört
jetzt Jakob Breiden.4.11
Am 1. August 1833 hat sich ein großer Gönner unserer
Schützenbruderschaft, Franz Egon Freiherr von
Fürstenberg-Stammheim4.12,
eigenhändig in die Bruderschaft eingeschrieben und 4 Ohm Bier
gegeben. (= ca. 550 l Freibier!)
Im Jahre 1835 hat er dann der Bruderschaft eine kostbare Fahne
geschenkt. Im Protokollbuch ist nachzulesen:
''1835 den 14. August hat der königliche Kammerherr
Reichsfreiherr von Fürstenberg
Stammheim
als ein Zeichen seiner Wohlgewogenheit der hiesigen getreuen
Schützenbruderschaft eine prachtvolle, kostbare Fahne
mit dem Bedinge zu einem steten Angedenken zum Geschenk
gemacht, daß diese Fahne nicht nur bei der Feier des
solang bestehenden Schützenfestes sondern auch bei allen
Kirchenfeierlichkeiten gebraucht - aber allzeit aufm
Hause Stammheim aufbewahrt werden solle. Dieses bezeuget
im Namen aller einverleibten Brüder mit innigstem Danke
Jacob Herckenrath, Pastor zu
Flittard und Stammheim.''
Ferner ist im Protokollbuch erwähnt, daß sich die Schützenbruderschaft
dreimal mit Anzeigen in der Kölnischen Zeitung bedankt hat.
Mittlerweile gelang es uns, diese 3 Anzeigen im Archiv der
Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ausfindig zu
machen. Da sie ein beredtes Zeugnis von der damaligen (offiziellen) Sprache geben,
veröffentlichen wir nachstehend zwei dieser Anzeigen.
Kölnische Zeitung Nr. 235 vom Sonntag, den 23.08.1835:
Schützenfest
in der Gemeinde Stammheim und Flittard ,
am 23., 24. und 25. August 1835.
Die persöhnliche Teilnahme der reichsfreiherrlichen Familie von
Fürstenberg an unserem vorjährigen
Schützenfeste hat uns Allen
so wohl gethan, daß in allen Kreisen unserer Gemeinde täglich der
hohen Gäste in Liebe gedacht wurde, und Jeder nach des Festes
Wiederkehr sich sehnte. Als aber zu unserer Trauer im Laufe dieses
Jahres der verdienstvolle Geheimsekretär, Herr
Vogel,
der an der Stelle seines gnädigen Herrn Schützenkönig geworden war,
starb, hatten wir Besorgniß, daß vielleicht das Fest in diesem Jahr
übergangen werden möge. Doch sieh! am Festtag der Himmelfahrt Mariens,
als wir die Kapelle zu Stammheim betraten, da wehte über dem Haupte
der Himmelsköniginn eine prachtvolle, großartige Schützenfahne,
und lud uns ein zum neuen Feste. Unsere Herzen pochten vor Freude.
Die Fahne, das Zeichen unserer christlichen Verbrüderung, hatte uns
gefehlt, und nun war sie uns von der gnädigen Hand unseres hochverehrten
Reichsfreiherrn als freie Gabe dargereicht. Das gab dem Feste Schwung.
Unser hochwürdiger Herr Pfarrer trat unter die Fahne hin, segnete
dieselbe, und sprach, ''Wir Alle haben zur Fahne Jesu Christi
geschworen, sie ist das Zeichen unserer Bruderliebe'', und las
hierauf ein Schreiben des gnädigen Herrn der Gemeinde vor. Die
innige Teilnahme an den zartesten Gemeinde-Verhältnissen, die in
diesem Briefe sich aussprach, und ein wahrhaft hochadeligen Geist
beurkundete, rührte die Gemeinde, und sie ergoß sich in Dankgebet.
Ja, gnädiger Herr! was wir in der Kirche unter der Fahne Gott
gelobten, daß wiederholen wir Ihnen mit treuem Herzen. Anständigkeit
und innige Freude, frommer Sinn und brüderliche Liebe sollen unser
Schützenfest schmücken zur Ehre unserer lieben Gemeinde, und wie
in der Kapelle unser Dankgebet zum Himmel stieg, - so soll beim
bruderschaftlichen Freudenfeste das erste Glas gelten dem Wohle unseres
allgeliebten, gnädigen Reichsfreiherrn und königl. Kammerherrn
Franz Egon von Fürstenberg,
und seiner allverehrten Gattin, der gnädigen Reichsfreifrau
Pauline von Fürstenberg, geborene
von Romberg.
Die Schützen-Bruderschaft,
im Namen der ganzen Gemeinde
Flittard und Stammheim
Kölnische Zeitung Nr. 235 vom Sonntag, den 23.08.1835:
Großes Vogelschießen
zu Stammheim, bei Mülheim
a.R.
Heute Sonntag wird die Schützen=Gesellschaft zu
Stammheim das übliche Schützenfest feiern. Da
Se. freiherrlichen Gnaden, der Reichsfreiherr, königl. preuß.
Kammerherr Franz Egon von
Fürstenberg=Stammheim, unserer
Gesellschaft mit dem hohen Geschenke einer prachtvoll deflorirten
Fahne beehrt, und deren Einweihung zu Ehren des hohen Gebers mit
allem möglichen Glanze heute gefeiert werden soll, so steht zu
erwarten, daß es hier nur Vergnügen in reichem Maße geben
wird, wozu schon die Lage von Stammheim und der
herrschaftlichen Besitzungen sehr vieles beitragen wird.
Der
Herr Nicola Zinzen, ehemals Wirth am
stammheimer Häuschen, wird, zu Ehren des verlebten Königs,
Herrn Geheimsekretär Vogel, als
König fungieren und in einem hierzu eigens erbauten Zelte mit
guten und preiswürdigen Speisen u. Getränken aufwarten, wozu
derselbe alle bekannte und unbekannte Freunde und Gönner
höflichst einladet.
Stammheim, den 23. August
1835.
Nicola Zinzen,
König zu Stammheim.
Am 29. Juni 1845 sind die ersten zeitgemäßen Satzungen
aufgestellt worden, die hinsichtlich des alten
Brauchtums, wie Übernahme der Rechte und Pflichten an den
Schützenfesttagen durch den Schützenkönig, Bewirtung der
Mädchen durch den neuen König, sowie Abholen der Frauen an
ihren Wohnungen mit Musikbegleitung zum Festlokal, heute noch
Gültigkeit haben.
Diese schöne Sitte wurde vor einigen Jahren dahingehend
erweitert, daß der ,,Frauenzug`` an dem
Herz-Jesu-Stift eine kurze Pause einlegte,
um den Schwestern und alten Insassen des Stifts einen
musikalischen Gruß zu überbringen.
Einige Abschnitte aus den Satzungen von 1845 mögen zweifellos von
Interesse sein:
In §7 heißt es u. a.:
,,Das Schießen geschieht mit Scheibenbüchsen, deren Rohr nicht über
32 rh. Zoll lang sein darf und mit EINER, zwei Lot schweren Kugel.``
Über die Teilnahme der Brüder an der Sebastianusmesse wird in
§9 gesagt:
,,Wer von der Bruderschaft dieser Messe nicht beiwohnt, hat
1 Silbergroschen Strafe an die Vereinskasse zu zahlen.``
Der §11 schreibt vor, daß die einzige Kleidungsausrüstung in einer
einfachen grünen Mütze besteht.
Zur Deckung der Kosten an den Schützenfesttagen hat jedes Mitglied laut
§12 einen festgesetzten Beitrag zu entrichten und zwar:
,,Die Junggesellen geben an jedem Festtag 3 Silbergr., die Männer
1 Silbergr. und von Fremden dürfen 5 Silbergr. Tanzgeld für den
Tag begehrt werden. Mitglieder, welche sich weigern, den Betrag
zu geben oder bei der festgesetzten Frist nicht erscheinen, um zu
zahlen, denen ist für das Jahr die Teilnahme an den Festlichkeiten
untersagt. Sollte aber einer zwei Jahre hintereinander die
Einzahlungen verweigern oder versäumen, so kann ein solcher
durch den Vorstand von der Liste gestrichen und als Schuldner der
Gesellschaft verfolgt werden.``
In der Generalversammlung der Schützenbrüder von
Flittard und
Stammheim, welche am 24.August 1845 unter der Vogelstange zu
Stammheim abgehalten wurde, ist beschlossen worden:
,,Der Vorstand unserer Verbrüderung soll aus Ehrenmitgliedern und
gewählten Mitgliedern bestehen. Zu Ehrenmitgliedern auf ewige
Zeiten werden ernannt: unser gnädigster Graf und Herr Franz Egon von
Fürstenberg-Stammheim
und hochdessen erstgeborenen Sohn und Nachkomme Graf
Gisbert,
der Herr Pfarrer von Flittard ,
sowie der Herr Bürgermeister von Mehrheim.``
Der letzte Satz des Protokolls zu dieser Versammlung lautete:
,,Zum Schluß geloben alle Mitglieder und zukünftigen
Schützenkönige sich den billigen und zweckmäßigen Anordnungen
des Vorstandes brüderlich fügen zu wollen. Hierauf wurde dem
gesamten hochverehrlichen Vorstand bei klingenden Gläsern und
schallender Musick ein hochtönendes 'Lebehoch' gebracht und
diese Verhandlung durch Unterschrift aller Brüder beschlossen.``
Es wurde bereits erwähnt, daß früher stets der neue
Schützenkönig nach Beendigung des Festes den silbernen Vogel
sowie die Königsschilder mit nach Hause nahm, bzw. für deren
Sicherheit Sorge tragen mußte. Wie bereits berichtet, kam ab
1821 der Silberschatz in die Kirchenkiste in Flittard . Am
24.1.1846 wurde diese Praxis verändert. Da nämlich nahm Franz
Egon von Fürstenberg das
Königssilber einschl. Vogel auf das Haus
Stammheim in Verwahrung. Wie lange so verfahren
wurde, ist nicht bekannt.
Heute jedenfalls ruht der Silberschatz übers Jahr wohlverwahrt
im Tresor der Deutschen Bank.
Viele Jahre war es üblich, daß bei Beerdigungen von Schützenbrüdern
eine schwarze Fahne mit weißem Kreuz, die sogenannte ''Totenfahne''
vorangetragen wurde. Ein Beschluß der Generalversammlung vom 23. Januar
1847 besagt, daß
''die Leichenfahne bei den Begräbnissen der Weiber
so gut gebraucht werden darf, als bei den
Mitgliedern der Bruderschaft bloß mit der
Bedingung, das bei den Begräbnissen der
Weiber derselbe Mann für den Fähnrich zu sorgen hat.''
Später wurde die Fahne, welche in der Pfarrkirche aufbewahrt worden ist, bei jeder Beerdigung getragen. Der schöne Brauch hörte auf, als die Fahne wegen Abnutzung nicht mehr verwendet werden konnte.
Als der Graf von Fürstenberg zum
Schützenfest am 20. August 1848
das Königssilber wieder an die Bruderschaft zurückgab, unterzeichneten
sowohl der noch amtierende Schützenkönig Franz Opladen,
als auch zwei Vorstandsmitglieder. Es handelte sich um den Schmiedemeister
von Stammheim, Johann Klein, und um
Adam Kißel. Von diesem Zeitpunkt
an sind uns die Mitglieder des Vorstands namentlich bekannt.
Über das Schützenfest 1848 heißt es im Protokollbuch wie folgt:
''Heute den 20. August 1848 hat der Franz
Opladen zu Stammheim den
Vogel von neuem aufgesetzt und ist derselbe am 22. August
Abends durch den Secretair L. Verpoorten
von Stammheim Namens des Königlichen
Kammerherrn Herrn Franz Egon Grafen von
Fürstenberg
Stammheim abgeschossen worden.''
Da Leonhard Verpoorten bei der
Wiederaufrichtung des Königsvogels
am 24. August 1851 als Stellvertreter des Grafen bezeichnet wird,
und da der Königsschild (anders als beim Königsschuß seines
Geheimsekretärs Franz Vogel im Jahre 1834) auf den Namen des Grafen
lautet, wird in der Statistik inzwischen der Graf als Schützenkönig
geführt. Die letzten Chroniken gingen von L. Verpoorten
als König aus.
Acht Schützenbrüder, die sich im Jahre 1843 neu in die Bruderschaft
eingeschrieben hatten, wurden später wieder gestrichen, weil sie
ihre Aufnahmegebühr nicht bezahlt hatten.
Unter dem 24. August 1851 ist im Protokollbuch vermerkt, daß diese
acht Schützenbrüder ''nunmehr von neuem eingetragen (wurden),
nachdem der Herr Graf von Fürstenberg
die Einschreibegebühren dafür .... berichtigt hat.''
Am 14. August 1853 fand das Königsvogelschießen bei dem Flittarder
Wirt Wilhelm Gerhards statt. Bei diesem Fest
muß es wohl Streit gegeben haben, denn bei der Generalversammlung
am 28. August 1853 wurde ein Schützenbruder namens
Peter Schmitz zu Flittard wegen
Aufwiegelung in der Bruderschaft aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Wegen guter Führung wurde er jedoch am 31. August 1856 wieder
aufgenommen. An diesem Tage betrug der Kassenbestand laut Protokollbuch
41 Thaler, 19 Silbergroschen, 4 Pfennige.
Gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts muß in der Bruderschaft schon ein lebhafter Schießbetrieb geherrscht haben, da der Kassenbericht fast alljährlich Auslagen für neue Vogelstangen enthielt. Der gleiche Eifer scheint auch bei dem ''Tambour'' der Bruderschaft, der an den Schützenfesttagen mit seiner Landsknechttrommel dem Festzug voranschritt, bestanden zu haben. In Abständen von etwa 2 Jahren mußte ein neues Trommelfell beschafft werden.
Da der Schützenkönig mit den am 29. Juni 1845 festgesetzten
Beiträgen der Schützenbrüder nicht mehr auskommen konnte, beschloß
die Generalversammlung am 5. September 1869 in der Schule zu
Flittard :
''Jedes Mitglied, Mann oder Jüngling zahlt
an jedem Festtage einen Silbergroschen, wofür
er freies Tanzen hat bis 8 Uhr. Von da ab zahlt
Jeder pro Tanz einen Silbergroschen. Fremde
zahlen gleich per Tanz 18 Pfennige, wofür
dieselben kein Entree mehr zu entrichten haben.
Jegliche Strafgelder sollen in Zukunft wegfallen.''
Um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts setzte sich der Vorstand
aus je 2 Flittarder und Stammheimer Bürgern zusammen. Die Parität
wurde streng eingehalten. 1876 wurde für das nach Stammheim
verzogene Vorstandsmitglied Wilhelm Wipperfürth
der Johann Paffrath aus Flittard
gewählt.
Bei der Generalversammlung 1878 wurde beschlossen,
''daß in der Zukunf der Bruder Vogel
in gegenwart des sämbligen Vorstand
aufgestelt werden muß.''
Außerdem wurde der Vorstand beauftragt, für Flittard und
Stammheim je eine neue Trauerfahne zu beschaffen.
Die Generalversammlung vom 28ten August 1881 wurde im Saal der
Witwe Andreas Niesen zu
Flittard
abgehalten4.13. Im Protokollbuch ist
folgendes nachzulesen:
''...und wurde hierauf nach Artikel 3 der
Statuten zur Vorstandswahl geschritten.
Die Versammlung beschloß auf früheren
Antrag und Bekanntmachung in Anbetracht
der großen Anzahl Vereinsmitglieder die
Zahl der Vorstandsmitglieder (gemeint
ist die Zahl der zu wählenden
Vorstandsmitglieder) zu verdoppeln. Es sollen
deshalb bei der heutigen Wahl aus jedem
der beiden Dörfer Flittard und Stammheim
je drei Vorstandsmitglieder gewählt werden
und zwar so, daß nach dem nächsten
Schützenfeste vor der Vorstandswahl von diesen je
dreien ein Mitglied ausgelost werde, so daß
dann in Zukunft anstatt je ein Mitglied
ausscheidet zwei ausscheiden und deshalb
auch jedesmal je zwei zu wählen sind.
Es wurden hierauf mit Stimmenmehrheit gewählt: für Flittard , Hermann Fischer, Peter Zimmer und Johann Müller, und für Stammheim Wilhelm Klötsch, Jakob Meier und Heinrich Opladen.''